Obstbaumschnitt-Workshop

11. Februar 2023

In diesem Workshop lernten wir die Grundlagen des Obstbaumschnitts kennen. Rolf Müller (ehrenamtlich) führte uns gemeinsam mit Monika Borodko-Schmidt („Freiburg packt an“) in die verschiedenen Techniken des Obstbäume-Schneidens ein. Mit vielen Tipps im Gepäck durften wir uns am Ende des Workshops selbst ans Schneiden wagen.

Der Waldgarten Wiehre bekommt einmal jährlich Unterstützung beim Baumschnitt durch die Stadt Freiburg mit dem Programm „Freiburg packt an“. Wenn Du an diesem oder anderen Workshops Interesse hast, melde dich gerne bei uns unter waldgarten-wiehre@gmx.de.

Welche Obstbäume gibt es im Waldgarten?

Im Waldgarten stehen verschiedene Obstbäume: mehrere Apfel-, Birnen- und Quittenbäume, Steinobstbäume und ein Maulbeerbaum. Außerdem ein paar ganz junge Bäume, die Unterlagen für das Propfen sind. (Propfen ist eine Art der Veredlung. Bei diesem Vorgang werden besonders wertvolle, also edle Sorten, auf die weniger edlen Unterlagen aufgesetzt, sodass diese dann weiterwachsen.)

Wie wird ein Obstbaum geschnitten?

Grundsätzlich werden Obstbäume so geschnitten, dass die Baumkrone pyramidenförmig aufgebaut ist. Dies ermöglicht eine optimale Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. In der Mitte bleibt also ein langer Ast stehen. Nach unten hin werden die Äste länger.

Vom Stamm ausgehend werden drei Leitäste stehen gelassen. Durch diese fließt die Hauptenergie des Baumes. Die Leitäste bleiben das ganze Baumleben lang erhalten, während die anderen Äste je nach Bedarf immer wieder gekürzt werden können.

Bei Steinobstbäumen (außer der Kirsche) lässt man bis zu vier Leitäste stehen.

Wie wird der Schnitt durchgeführt?

Als Werkzeuge werden je nach Dicke des Astes Holzsägen oder Gartenscheren verwendet. Für größere Bäume wird eine Leiter benötigt, die entweder freistehend ist oder durch einen speziellen Gurt direkt an den Baum gelehnt werden kann.

Warum der Baumschnitt?

Wird ein Baum zu lange nicht geschnitten, verdichtet sich das Astwerk und es kommt an einige Stellen zu wenig Licht. Manche Äste werden unterversorgt. Zudem sollen Obstbäume nicht zu hoch wachsen, da sie sonst schwieriger zu beernten sind. Ziel des Obstbaumschnitts ist es, die Wuchsrichtung des Baumes zu beeinflussen, die Nährstoffversorgung zu optimieren und somit einen guten Ernteertrag zu erhalten.

Welche Äste werden geschnitten?

  • Äste, die miteinander um Licht konkurrieren
  • Äste, die zu nah beieinander wachsen oder sich beim wachsen in die Quere kommen können
  • Äste, die kerzengerade nach oben wachsen, sog. „Ständeräste“
  • Äste, die nach innen wachsen
  • Äste, bei denen der Astabgangswinkel ungünstig ist: Der Ast sollte in einem Winkel zwischen 90° und 45° vom Baum abgehen
  • Äste, die mehr als halb so dick wie der Stamm sind
  • Äste, die zu stark nach unten wachsen
  • Äste, die direkt am Boden wachsen

Äste, die viele Blüten haben und dementsprechend viele Früchte tragen werden, werden stehen gelassen; Äste mit weniger Blüten werden bevorzugt abgeschnitten. Obstbäume neigen zudem zur Spitzenförderung – das heißt sie wachsen gerne hoch. Die Spitze muss daher immer wieder gekürzt werden. Eine Faustregel besagt, dass der zweithöchste Ast ca. eine Gartenscherenlänge unterhalb der Spitze geschnitten werden soll.

Der Baum versorgt Äste, die zu stark nach unten wachsen schlechter mit Nährstoffen bzw. Wasser. Manchmal kann es auch hilfreich sein, die Wuchsrichtung eines Astes zu ändern, indem man ihn mit einer Schnur festbindet, wie hier an unserem Apfelbaum geschehen.

Weiterhin zu beachten ist das „Saftwaage-Prinzip“: Die Spitzen der Leitäste müssen etwa auf der gleichen Höhe sein.

Worauf muss beim Schnitt geachtet werden?

An den Wülsten lässt sich gut erkennen, wie alt ein Ast ist. Pro Jahr kommt jeweils ein neuer Wulst hinzu. Einjährige Triebe werden nicht ganz unten abgeschnitten, da sie sonst dazu neigen, auszuwuchern. Es empfiehlt sich meist am Übergang vom einjährigen zum zweijährigen Trieb anzusetzen. Bei Astringen am Stamm dagegen sollte die Säge direkt am Astring angesetzt werden.

Wann sollte ein Obstbaum geschnitten werden?

Der Schnitt erfolgt in der Regel einmal jährlich. Die Zeit von Dezember, sobald die Bäume ihre Blätter verloren haben, bis einschließlich März bietet sich besonders an – hier ist es leichter zu sehen, wie die Äste wachsen. Möglich ist aber auch ein Sommerschnitt.

Bei Frost sollten Obstbäume nicht geschnitten werden.

Ein Wundverschlussmittel schützt die Stelle, an der der Ast abgesägt wurde, vor dem Eindringen von Schädlingen. Das Mittel wird bei Schnittwunden eingesetzt, die größer sind als ein 2€-Stück. Es wird vor allem am Rand aufgetragen.

Wie oft wird ein Obstbaum geschnitten?

Junge Bäume bis zum Alter von fünf Jahren können jährlich kräftig geschnitten werden. Mehr als 30-40% der Äste dürfen jedoch nicht abgeschnitten werden. Bei älteren Bäumen ist der Schnitt seltener notwendig.

Wie kann man die Wuchsrichtung des Baumes noch beeinflussen?

Wenn ein Baum an einer bestimmten Stelle einen Ast austreiben soll, kann man mithilfe einer Gartenschere einen Schnitt in die Rinde machen.

Wann bildet ein Baum Früchte aus?

Damit ein Baum Früchte bilden kann, muss er entweder selbstbefruchtend sein oder einen anderen Baum von der gleichen Sorte in seiner Nähe haben. Der Maulbeerbaum im Waldgarten ist selbstbefruchtend, das bedeutet, er bildet zweigeschlechtliche Blüten aus. Es gibt aber auch eingeschlechtliche Maulbeerbäume. Die Apfelbäume sind zur Fruchtbildung auf die Bestäubung durch Insekten, vor allem durch Bienen und Hummeln, angewiesen.

Was macht man mit den Knospen?

Die Knospen der Obstbäume sind essbar und ihnen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Die Knospen der abgeschnittenen Äste können also lieber verspeist werden, anstatt sie wegzuwerfen.

Bilder: Petra Boll