Die Idee des Waldgartens entstand ganz spontan und organisch.
Ursprünglich hatte eine kleine Gruppe von Guerilla Gardeners es sich zur Aufgabe gemacht, die Baumscheiben im Stadtteil Freiburg-Wiehre zu verschönern. Dabei wuchs die Idee, einen richtigen urbanen Garten zu pflanzen.
Es war Anno 2012. Die Urban Gardening Bewegung stand noch ganz am Anfang, aber hier und da sprossen bereits die ersten Gärten. Unser Grüppchen wandte sich also an die Stadt, und bat um eine Fläche, wo wir ein paar Hochbeete bauen könnten.
Das Garten- und Tiefbauamt war noch nicht so recht auf die Grüne Welle vorbereitet, die sich bald über sie ergießen würde und hatte noch kein Konzept, wie es mit urbanen Gärten umgehen sollte. Es gab auch nicht viele Flächen zur Auswahl. Wir sahen sie uns alle an. Eine war umwerfend schön. Eine 1700m2 große Wiese, direkt am Stadtrand gelegen, in der Übergangszone zwischen Naherholungsgebiet und Wald. Wir waren sofort begeistert – dort wollten wir unseren Gartentraum verwirklichen.
Zu diesem Zeitpunkt kam ein Profi-Gärtner dazu, der viel Erfahrung im Bio-dynamischen Obstanbau mitbrachte und die Idee eines Waldgartens anregte.
Verhandlungen mit der Stadt
Im Verhandlungsprozess mit der Stadt wurde uns klar, dass die Behörden mit unseren Ideen zunächst nicht viel anfangen konnten. Sie hatten keine Ahnung davon, was Permakultur ist, geschweige denn eine Vorstellung davon, was wir mit dem Waldgarten verwirklichen wollten.
Vorgaben seitens der Stadt
Nach einigen, mitunter zähen Verhandlungen mit dem Garten und Tiefbauamt, kamen wir letztendlich zu einem Kompromiss, der zwar nicht ganz unseren ursprünglichen Vorstellungen entsprach, mit dem wir aber leben konnten, und so machten wir uns ans Werk. Es war inzwischen Sommer 2013.
Die Stadt gab uns eine Reihe von Vorgaben, die wir zu berücksichtigen hatten:
- Der landschaftstypische Charakter solle erhalten bleiben
- Es sollten nicht zu viele Bäume gepflanzt werden
- Die Fläche sollte von allen Seiten zugänglich und einsehbar bleiben
- Und natürlich dürften wir auch keine nicht-heimischen oder unkonventionellen Obstbäume oder Gemüsesorten pflanzen.
Rahmenbedingungen
Verdichtete Fläche in schlechtem Zustand
Brückenabriss/schwere Maschinen
Als wir dann 2013 die Fläche am Deichelweiher übernahmen, um dort den Waldgarten ins Leben zu rufen, war diese in einem schlechten Zustand. Kurz zuvor war eine nahegelegene Brücke abgerissen und der Bauschutt auf der Wiese zwischengelagert worden. Schwere Maschinen hatten den Boden extrem verfestigt. Ein Teil des Bauschutts wurde einfach auf der Wiese platt gefahren.
Bolzplatz/Hundetrainingswiese
Die Fläche hatte jahrelang hauptsächlich als Bolzplatz und als Hundetrainingswiese gedient und war voller Quecke und Hahnenfuss. Die Pflege der Stadt hatte vor allem darin bestanden, die Fläche 2x im Jahr mit Maschineneinsatz zu mähen.
Wildschweinspielplatz
Weitere Herausforderungen waren einerseits der Wildschweindruck – Anlieger wunderten sich, dass wir dort überhaupt gärtnern wollten, da die Wiese allherbstlich von den Wildschweinen durchpflügt würde.
- Nordausrichtung
- Schatten
- Feucht
Und Andererseits die Lage der nach Norden ausgerichtete Fläche, die zum Teil sehr schattig und feucht ist.
Quecke, Hahnenfuß
Aufgrund der minderwertigen Flächenpflege die dort über Jahre hinweg betrieben wurde war die Wiese mit Hahnenfuß und Quecke durchsetzt.
Landschaftsschutzgebiet
Ein weiteres Problem, von dem wir damals noch nichts wussten, was aber ein paar Jahre später zum Problem wurde, war, dass die Fläche zu einem Landschaftsschutzgebiet gehört.
Zielvisionen
Wir hatten viele Ideen, aber unser eigentliches Konzept entstand erst im Prozess
Gemeinschaftsgarten
Das als Gemeinschaftsgarten konzipierte Permakultur Projekt, bei dem alle mitmachen können, unterstützt die Entwicklung der Nachbarschaft und der sozialer Netzwerke im Stadtteil und der Vernetzung mit den Nachbarstadtteilen. Wir haben Freude am gemeinsamen aktiven Tun, Planen und Gestalten und laden Menschen in unserer Nachbarschaft ein, mitzuwirken.
Erlebnisgarten
Das Konzept setzt den Schwerpunkt auf essbaren Pflanzen. Ziel ist es, ein Beispiel zu setzen, wie urbane Grünflächen sinnes- und gaumenfreundlich gestaltet werden können. Durch eine ästhetisch ansprechende, schnupper-, fühl- und naschbare Gartengestaltung, möchten wir Neugierde wecken, den Entdeckergeist anregen und inspirierende Lernprozesse fördern. Vorstellen kann man sich das praktisch als Streuobstwiese mit Beerenstrauchschicht und Bodenbedeckung. Wir hatten auch noch viele andere Ideen – eine Sauerbodenecke für Blaubeeren, eine Ecke für Pilzzucht und vieles mehr.
Lerngarten
Wir wollten als „Community Ressource“ für all diejenigen zur Verfügung stehen, die sich für das Thema „Obstanbau auf kleiner Fläche“ interessieren,. Wir selber sind darauf Bedacht unseren Bestand zwecks Weitergabe zu vermehren.
Mit Workshops zu diversen Themen (z.B. Spindelbäume Veredlung, Schnitt, Permakultur, Waldgärten, Wald- und Gartenerlebnisse für Kids) laden wir die Öffentlichkeit ein, sich aktiv zu beteiligen und die Waldgarten-Ressourcen auf verschiedenste Weisen als Lern- und Erfahrungsfeld zu nutzen.
Es Geht Los!
Zunächst wollten wir etwas gegen die Quecke, Hahnenfuß und Wildschweine tun.
Unsere erste Aktion war also eine spezial Wildpflanzensaatmischung (Biogas 1 von Saaten-Zeller) einzubringen, die nachweislich die Wildschweine abhält, und eine Hafer/Wicke Mischung, die schnellwüchsig ist und somit der Quecke und dem Hahnenfuß das Licht nehmen soll.
Tatsächlich haben wir kaum noch Probleme mit den Wildschweinen und auch keinen Hahnenfuß mehr auf der Wiese. Die Quecke konnte sich zwar halten, ist aber kein großes Problem mehr. Die größte Herausforderung jetzt sind die Kriechbrombeeren die sich überall auf der Fläche breit machen wollen.
Später haben wir noch Steinklee gesät, um den verdichteten Boden aufzulockern.
Erste Bäume und Sträucher für den Waldgarten
Es folgten die ersten Beerensträucher und Himbeeren und, mit Unterstützung des Garten- und Tiefbau-Amtes und Freiburg packt an, die hochstämmigen Obstbäume, die uns die Stadt gespendet hat, und noch etwas später dann einen Haufen von Apfelbaumunterlagen aus privater Hand. Damit schufen wir unser Grund-Layout aus strahlenförmig angelegten Pflanzstreifen.
Seither ist viel geschehen und der Garten entwickelt sich prächtig. Die Bäume sind gewachsen, wir haben Hochbeete gebaut und eine Kräuterspirale angelegt, und immer sind neue Projekte am Entstehen. Um Dir ein aktuelles Bild zu machen, schau doch einfach mal selbst vorbei! Wie Du den Garten findest, erfährst Du hier.