Konzept

Waldgarten-Wiehre

Kurzzusammenfassung

Soziale und Ökologische Dimensionen Urbaner Gärten

Urbane Gärten sprießen derzeit aus allen Ecken der städtischen Betonwüsten. Eine ‚Globale Gärtner Bewegung‘ hat sich recht wildwüchsig aus der konkreten Sehnsucht gebildet, die Stadt nach eigenen Vorstellungen mitzugestalten. Ungeliebte, verwahrloste und nicht benutzte Flächen zu begrünen und dort neues Leben zu erwecken, gemeinschaftlich mit Freunden und Nachbarn zu gärtnern und die Arbeit und Ernte zu teilen. Jede_r kann mitmachen und jede_r kann ernten.

Urbanes Gärtnern stellt eine Alternative zur konventionellen „Lebensmittelbeschaffung aus aller Welt“ her, die meist eine sehr hohe CO2-Bilanz aufweist. Lokale, frische Lebensmittel aus urbanen Gärten können umweltschonend angebaut und genutzt werden.

Ausgangslage

Als wir, eine kleine Gruppe engagierter Gärtner_innen, 2013 die Fläche am Deichelweiher übernahmen, um dort einen nach Permakultur Kriterien gestalteten Waldgarten ins Leben zu rufen, war diese Fläche in einem schlechten Zustand. Kurz zuvor war eine nahegelegene Brücke abgerissen worden. Der Bauschutt wurde auf der Wiese zwischengelagert und Maschinen hatten den Boden in unserem Bereich extrem verfestigt. Teile des Bauschutts sind einfach auf der Wiese platt gefahren worden.

Zu dieser Zeit wurde die Wiese hauptsächlich zum Fußballspielen und für Hundetraining genutzt – beides Aktivitäten, die sowohl den Boden als auch die dort lebenden Kleintiere massiv beeinträchtigen.

Die Fläche wurde, wie für alle öffentlichen Grünflächen üblich, zweimal im Jahr mit Maschineneinsatz gemäht, was seinerseits sowohl Auswirkungen auf die Bodenverdichtung als auch auf das Habitat der dort lebenden Kleintiere hatte.

Projektplanung

Vision

Am Deichelweiher in der Wiehre setzt eine Gruppe ehrenamtlich engagierter Gärtner_innen und einer Gruppe internationaler Studierenden an der Universität Freiburg, die Idee des „Waldgarten Wiehre“ um. Dieses urbane Permakultur Projekt entsteht in Assoziation mit „Transition Town Freiburg e.V.”, der Unterstützung von „Freiburg packt an“. Inzwischen werden wir auch von der Stadt Freiburg und des Umweltschutzamtes der Stadt Freiburg, sowie der Anstiftung/Ertomis gefördert.

Als Gemeinschaftsgarten, bei dem jede_r mitmachen kann, fördert er die Entwicklung der Nachbarschaft und sozialer Netzwerke im Stadtteil und mit den Nachbarstadtteilen. Wir  haben Freude am gemeinsamen aktiven Tun, Planen und Gestalten und laden Menschen in unserer Nachbarschaft ein, mitzuwirken.

Unser Ziel ist es, ein Beispiel zu setzen, wie urbane Grünflächen sinnes- und gaumenfreundlich gestaltet werden können. Durch eine ästhetisch ansprechende, schnupper-, fühl- und naschbare Gartengestaltung, möchten wir Neugierde wecken, den Entdeckergeist anregen und inspirierende Lernprozesse fördern.

Des Weiteren wollen wir als „Community Ressource“ für alle zur Verfügung stehen, die sich für das Thema „Obstanbau auf kleiner Fläche“ interessieren.  und selber unseren Bestand zwecks Weitergabe vermehren.

Mit Workshops zu diversen Themen (z.B. Spindelbäume Veredlung, Schnitt, Permakultur, Waldgärten, Wald- und Gartenerlebnis für Kids) wollen wir die Öffentlichkeit einladen, sich aktiv zu beteiligen und die Waldgarten-Ressourcen auf verschiedenste Weisen als Lern- und Erfahrungsfeld zu nutzen.

Vorgehensweise/Strategie

Die vorhandene Fläche soll nach einem von uns entworfenen Plan schrittweise gestaltet werden:

Sonnenstrahlen-förmige Pflanzstreifen, die von der Mitte aus zur Peripherie gehen, sollen mit gutem Kompost und Pflanzerde urbar gemacht und bepflanzt werden. Die bereits bestehenden Pflanzstreifen sollen dementsprechend erhalten bleiben bzw. plangemäß umgelegt werden. Dabei soll die Fläche immer vom Weg her einsichtig bleiben. Am Ende jedes Streifens sind bereits hochstämmige Obstbäume gepflanzt worden. Die jeweilige restliche Fläche wird mit diversen marktüblichen Sträuchern, Stauden (Kräuter), mehrjährigen, nicht-invasiven Obst und Gemüsepflanzen bestückt, die, sobald sie etabliert sind, keiner ständigen Pflege oder Hacken bedürfen. (z.B. Himbeeren, Rhabarber, grüner Spargel, Liebstöckel, Salbei, Melisse – Pflanzen, die sowohl dem Menschen als auch den Bienen und anderen Kleintieren nützlich sind.) 

Der hintere Streifen, der direkt auf den Waldrand zu läuft, soll sich zurückentwickeln, um den Kleintieren und Amphibien mehr Schutzraum zu gewähren.

Der Übergang zum nicht-kultivierten Raum spielt in der Permakultur eine wichtige Rolle, als Plätze, in denen sich Nützlinge gerne ansiedeln und dort ein geschütztes Rückzugsgebiet finden. In diesem Gebiet sollen noch weitere Büsche, z.B. Holunder, Eberesche, Kornelkirsche, Hasel, Schlehdorn gepflanzt werden, so wie verschiedene Kräuter, z.B. Engelwurz, Minze, Glockenblume).

Da, laut Gutachten, das Weidengerüst, kein Hindernis für Amphibien darstellt, sondern, im Gegenteil, einen wichtigen Schutzraum bietet, der weder die Sicht auf die Fläche behindert noch optisch ungestalt ist, bleibt dieses erhalten.

Die Zugänge zum Garten sind ausschließlich von dem allgemeinen Fuß- und Radweg möglich und nicht mehr von dem kleinen Weg am Deichelweiher (siehe Anhang). Dieser Zugang soll zukünftig nicht mehr genutzt werden, um hier die Lebensräume von Kleintieren (z.B. Kröten) zu schützen. Für Kleintiere bleibt die Passage weiterhin offen. 

Die Bearbeitung im hinteren Bereich des Gartens, Richtung Wald und Weiher, wird an den Rhythmus der Krötenwanderung angepasst. Zu Zeiten der aktiven Krötenwanderung im Zeitraum zwischen Mitte Januar bis Anfang April wird dieser Bereich nicht bearbeitet. Und auch während der Jungkrötenrückwanderung (Juni/Juli, je nach Witterung) soll dieser Bereich geschont werden, (d. h. es werden keine öffentlichen Veranstaltungen oder gärtnerische Aktivitäten, wie z. B. Sensen zu diesen Zeiten stattfinden).

In Richtung Weg, angrenzend an den Blühstreifen entstehen zwischen den Pflanzstreifen  Hochbeete, in denen auch einjährige, marktübliche Gemüsepflanzen (z.B. Tomaten, Zucchini, Knoblauch, Kohlrabi) gepflanzt werden und Kräuter Platz finden können, um einen schützenden Rahmen für Fraß gefährdete Pflanzen wie z.B. Salat und Rucola zu bieten.

Drei von den vier genehmigten Hochbeeten sind bereits gebaut. Diese werden von unseren Mitgliedern genutzt.

Die drei eingerahmten Beete am Flächenrand bleiben bestehen und werden extensiv, z.B. zur Vermehrung genutzt.

Im Frühling 2022 haben wir eine Kräuterspirale mit integriertem Insektenhotel gebaut. Diese erfreut sich großer Beliebtheit, nicht nur bei den Passanten, sondern insbesondere auch bei den vielen Nützlingen, Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, die das neue Habitat hocherfreut angenommen haben.

Kompostmieten sollen im hinteren Bereich der Fläche, Richtung Waldrand, entstehen. Diese werden schonend, außerhalb der Krötenschutzzeiten bearbeitet. Kompost wird aus dem auf der Fläche entstehenden Mähgut gewonnen, wobei diese in kleineren Abschnitten gemäht wird, um Rückfuchsinseln für Amphibien und Kleintiere zu gewährleisten und riesige Mengen gleichzeitig anfallenden Mähguts zu vermeiden, sodass die Komposthaufen eine angemessene Größe beibehalten.

Eine Informationstafel (Schaukasten in dem Informationen regelmäßig ausgewechselt werden können) soll an der westlichen Ecke der Fläche, am Wegrand angebracht werden (in Absprache mit GuT und UNB/UwSA)

Pestizide, nicht biologische Dünger etc. werden grundsätzlich nicht eingesetzt.

Unsere Vorgehensweise basiert auf den Grundlagen der Permakultur. Das bedeutet naturnahes Gärtnern, das ein natürliches ökologisches Gleichgewicht fördert. Die Biodiversität, den Erhalt der genetischen Vielfalt von Pflanzen und Tieren, ist somit eine Grundvoraussetzung. Jeglicher Einsatz von Pestiziden und synthetischen Düngemittel ist ausgeschlossen. Der Permakultur Ansatz ist eine Kooperation mit der Natur, eine dauerhafte und nachhaltige Entwicklung: langfristiges Beobachten, Planen und Handeln, sowie Förderung der Bodenfruchtbarkeit, schafft ein regeneratives System.